Es klappert die Wetzelmühle

Niederfrohnaer Vierseitenhof beherbergt Sozialprojekt - Bei Tag des offenen Denkmals dabei

VON HEIKE HUBRICHT

Niederfrohna. Ein großes Baugerüst steht an der Niederfrohnaer
Wetzelmühle.
“Die Arbeiten an der Scheune gehen voran”, weist Gerd Reiner Münch, Vorstandsvorsitzender der Selbsthilfe 91, auf das Gebäude im Fachwerkstil. Im Herbst nächsten Jahres soll die Scheune fertig sein. “Dann macht das Ensemble auch äußerlich einen einladenden Eindruck”, freut sich Münch.

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1994 hat sein Verein den Vierseitenhof im westlichen Zipfel Niederfrohnas gekauft. Zählte das Sozialprojekt des Chemnitzer Vereins Selbsthilfe 91 im vorigen Jahr 120 Mitarbeiter, werden jetzt noch 42 Leute beschäftigt. Neben fünf festen Mitarbeitern gibt es sieben ABM-Kräfte, die historische Landtechnik bergen und aufarbeiten. Zudem haben in der Wetzelmühle 30 Frauen und Männer einen Job auf 1,50-Euro-Basis gefunden. Münch sieht dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Einerseits freut er sich über die personelle Unterstützung, andererseits weiß er: “Gerade für jene Leute, die mit Mitte 20 noch nie richtig gearbeitet haben, sind sechs Monate zu kurz.” Und er wird noch deutlicher: “Das Eingliedern junger Leute ins Berufsleben, was wir als Sozialprojekt über viele Jahre hinweg geschafft haben, lassen die jetzigen Rahmenbedingungen kaum zu.” Zudem brauchten die jugendlichen Langzeitarbeitslosen eine sehr intensive Betreuung. Bei den älteren Euro-Jobbern hingegen sei selbstständiges, ordentliches Arbeiten noch eine Selbstverständlichkeit.

Nichtsdestotrotz ist Münch froh, dass im Oktober noch einmal 20 Euro-Jobber über die Arbeitsgemeinschaft (Arge) Chemnitz kommen. Und auch mit der Arge Chemnitzer Land steht er in Verhandlung, damit wieder neue Mitarbeiter eintreten können. “Wir sind guter Hoffnung, dass es kontinuierlich weiter geht.” - Wenngleich der Einsatz der Ein-Euro-Kräfte “einen enormen organisatorischen Aufwand” bedeute. Schließlich arbeiten sie nur vier Stunden am Tag. Und weil die Tiere im Stall der Wetzelmühle auch am Wochenende versorgt werden müssen, gibt es keine “Ruhetage”.

Zum Tag des offenen Denkmals können sich am Sonntag (11.September 2005) von 10 bis 18 Uhr die Besucher davon überzeugen, dass sich schon viel getan hat: Fertig gestellt sind bereits das frühere Gesindehaus (mit Kerzen- und Holzwerkstatt sowie Schülerherberge) und das ehemalige Wohnhaus (mit Bäckerei und Hofladen, Mitarbeiterräumen und einer Ferienwohnung).

Auch die Arbeiten im einstigen Stall sind schon weit gediehen: Die Büros sind fertig, in der Küche der künftigen Gaststätte arbeiten gerade die Fliesenleger. Und hinter dem Vierseitenhof errichten Metallbau-Lehrlinge von der Bildungswerkstatt Chemnitz zur Zeit ein Gewächshaus. “Wir hoffen, dass wir nächstes Frühjahr mit der Aussaat beginnen können”, so Münch.

Natürlich kann am Sonntag auch die über 400 Jahre alte Wetzelmühle, ein technisches Denkmal, besichtigt werden, ebenso wie die ungefähr 120 Jahre alte transmissionsbetriebene Tischlerei (die noch an die Mühle angeschlossen werden soll). Vorgestellt wird ferner der gemeinsam mit dem sächsischem Imkerverband eingerichtete Lehrbienenstand, wo die Besucher das Leben von Bienenvölkern nachvollziehen können.

Eine weitere Neuheit ist die achteckige Grillhütte, die auch zum Tag des offenen Denkmals geöffnet haben wird. Und im Innenhof lädt die Mühlenschänke zum Verweilen ein. Darüber hinaus haben sich beispielsweise Korbmacher, Schnitzer und Klöppler angekündigt.

Voriges Jahr kamen 2000 Besucher zum Tag des offenen Denkmals nach Niederfrohna. “Und wir hoffen wieder auf große Resonanz”, sagt Münch.

Gerd-Reiner Münch vor der neuen Grillhütte der Wetzelmühle. -FOTO: A. TRUXA

Freie Presse 07.09.2005