Hochbetrieb beim Mühlentag in Niederfrohna

Junge Leute erhalten Chance in zeitweiligen Jobs

Niederfrohna. Wenn sich Gottfried Wetzel in der Niederfrohnaer Wetzelmühle
umschaut, freut er sich über das Geschaffene. Seine Mutter hatte das Anwesen 1994 an den Chemnitzer Verein Selbsthilfe 91 verkauft. In Regie des Vereins wurde inzwischen die Wassermühle wiedervoll funktionsfähig hergerichtet, das Wohnhaus saniert, der Innenhof gepflastert und viele andere Arbeiten auf dem weitläufigen Gelände ausgeführt.

Die Arbeiten erledigen in der Hauptsache junge Leute und Behinderte. Ihnen ermöglicht die Selbsthilfe 91 zeitweilige Jobs in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) oder Arbeit-statt-Sozialhilfe-Maßnahmen (ASS). Derzeit haben in der Wetzelmühle 55 Leute einen Job. ”Heute ist das Anwesen kein Wirtschaftshof mehr. Dafür zeigt es museumsartig, wie früher auf einem solchem Anwesen das Leben vonstatten ging. Das hätte unsere Familie allein nicht geschafft”, weiß Gottfried Wetzel. Er und seine Frau Nicole arbeiten im Freundeskreis derWetzelmühle mit. Für dessen Mitglieder und auch für die in der Wetzelmühle Beschäftigten war beim Mühlentag Großeinsatz angesagt. ”Im Freundeskreis sind alle Mädchen für alles. Da kann jeder sein Talent entfalten”, lacht Nicole Wetzel, die an einem Basteistand die jüngsten Besucherbeschäftigte.

Andreas Scheibel ist seit vorigem November in einer ABM in der Wetzelmühle tätig. Der Niederfrohnaer verkaufte beim Mühlentag im einstigen Stall des Anwesens leckeren Kuchen aus der hauseigenen Bäckerei. Der große Andrang ließ ihm kaum Zeit zu einer Verschnaufpause. Er und seine Kollegen sind in der Mühle eigentlich für Restaurierungsarbeiten an bäuerlichen Geräten und Hausrat zuständig.

Hardy Blaesner war Selbstständiger. Ihm bietet die Arbeit in einer ASS-Maßnahme eine Uberbrückung. Die ASS-Mitarbeiter sind für alle anfallenden Arbeiten auf dem Anwesen zuständig. ”Erst kürzlich haben wir den Rasenmäher repariert und den Traktor wieder zum Laufen gebracht. In dieser Hinsicht ist die Arbeit sehr abwechslungsreich”, meint Blaesner und hofft, baldmöglichst wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können.

Unterdessen reißt der Besucherstrom nicht ab. Neben dem Kuchenstand haben die Leiterin des Mühlenprojektes, Barbara Stapel, und ihre Helfer beim Ausschenken der Getränke alle Hände voll zu tun. Im Gegensatz zu ihnen können die Gäste an den Biertischgarnituren verschnaufen und das Innere des Gebäudes einmal genauer anschauen. Ins Auge fällt sofort das nicht alltägliche böhmische Kappengewölbe. Leicht vorstellbar, wie schmuck es nach einer Restaurierung aussehen würde.

Das ist bald keine Zukunftsmusik mehr. Denn der einstige Stall soll zu einer gemütlichen Vereinsgaststätte ausgebaut werden. ”Dabei müssen wir das gesamte Obergeschoss dieses Gebäudeteils abreißen und neu aufbauen”, schaut die Projektleiterin voraus.