Niederfrohnaer fordern: Lasst die Schule im Dorf!

Gemeinderat schickt Stellungnahme an Ministerium

Niederfrohna. Niederfrohnas Gemeinderat fordert im wahrsten Sinne des Wortes: “Lasst die Schule im Dorf!” Das sächsische Kultusministerium verlangt 15 Kinder, um eine erste Klasse zu bilden. Weil in der Schule in Niederfrohna im Sommer nur 13 ABC-Schützen Zuckertüten bekommen, sehen die Schulplaner an der Elbe kein öffentliches Bedürfnis, um eine erste Klasse einzurichten.

Die diesjährigen ABC-Schützen müssten in diesem Fall voraussichtlich in die Gerhart-Hauptmann-Grundschule in Oberfrohna gehen. Einstimmig beschloss der Gemeinderat deshalb in einer Sondersitzung eine Stellungnahme an das Ministerium, in der statt der Quantität die Qualität für das öffentliche Bedürfnis der Bildungsstätte betont wird.

Viele Gemeindevertreter fürchten, dass der Wegfall einer ersten Klasse das Ende ihrer Schule bedeuten könnte. Andere sehen schlichtweg eine Schizophrenie: “Die Gemeinde saniert die Schule und schafft mit dem Neubau eines Kindergartens ein zukunftsorientiertes Ensemble im Ortskern. Jetzt kommt der Staat und holt die Kinder weg.” Einerseits sei stets von Bildungsdefiziten die Rede, anderseits spare der Staat gerade bei den Jüngsten und zerstöre ordentliche Strukturen, monierten die Ortsvertreter. Gemeinderätin Carmen Oslislok (Freie Wähler) weiß als Lehrerin genau Bescheid: “Kinder werden mit unterschiedlichen Voraussetzungen eingeschult. Schon deshalb ist der Unterricht in kleineren Klassen wie unseren effektiver.”

Niederfrohnas Bürgermeister Lothar Philipp (Freie Wähler) verwies auf ein Schreiben des Elternrates an das Kultusministeriums. Die Eltern unterstreichen darin den hohen Stellenwert der Schule für das kulturelle Leben im Ort und machen auf die Gefährdung der ABC-Schützen infolge eines langen und beschwerlichen Schulweges aufmerksam. Unterstützung erhofft sich Philipp jetzt vom zuständigen Landtagsabgeordneten und sächsischen CDU-Chef Fritz Hähle.

“Wenn in diesem Jahr keine erste Klasse gebildet werden kann, wäre das furchtbar”, meint Carola Peters, deren Sohn in zwei Jahren eingeschult wird. “Wer die Schule zumacht, macht auch den Ort kaputt. Deshalb müssen alle dagegen kämpfen”, sagt die Niederfrohnaerin, die die Sitzung verfolgte.

Freie Presse 03.Mai 2004 (SO)