Ein Hauch von Mystik und Erotik

Niederfrohnaer Fotograf André Wagner stellt im Rathaus seine Bilder aus

Niederfrohna. Der Mann steht auf einem offenen Feld. Den Horizont hinter ihm färbt die untergehende Sonne. Eine Folie, die zwischen ihm und der Kamera weht, lässt den Wind regelrecht spüren. Durch die Langzeitbelichtung verwischen die Konturen der Landschaft und des Menschen. Sie verleihen dem Bild etwas Geheimnisvolles, fast Überirdisches.

Das Foto stammt von Andre Wagner. Der 22-Jährige arbeitet als freier Fotograf in Chemnitz. In der Niederfrohnaer Rathausgalerie gibt er seit Sonntag einen Einblick in seine Arbeit. ”Ich möchte, dass sich der Mensch beim Fotografieren wohl fühlt. Ich will ihn nicht nur abbilden, sondern sein Gefühlsleben zeigen”, sagt Wagner über seine Arbeit. Da ist das großformatige Porträt eines Mädchens. Über ihr Gesicht perlt Wasser. Das Bild vermittelt gute Laune. Ein paar Schritte weiter lacht dem Betrachter ein Bunny in schwungvoller Pose entgegen.

Was auf den ersten Blick spielerisch wirkt, erfordert jedoch konzentrierte Arbeit von Fotograf und Modell. Noch mehr davon ist gefragt, wenn es um tiefgründigere Arbeiten geht. Gern beleuchtet Wagner die Beziehung zwischen Mensch und Natur, ist er auf der Suche nach nicht alltäglichen Motiven, nach dem besonderen Moment, nach einem Hauch von Mystik, Magie, auch Erotik.

Da ragt inmitten eines Waldes eine riesige Wurzel aus dem Boden. Davor kniet eine nackte Frau, ihre Arme in Anbetungshaltung erhoben. In einem anderen Bild ist ein rotes Tuch der Blickfang. Es umhüllt eine Frau und einen Baum, lässt beide zu einer Einheit verschmelzen. Die orangenen, roten und braunen Farbtöne unterstreichen die sinnliche Ausstrahlung des Fotos. Ganz gegensätzlich wirkt ein anderes Bild: Inmitten einer trostlosen ebenen Schneelandschaft recken die Bäume einer Allee ihre kahlen Äste in den leeren Himmel. An einem der Stämme lehnt schutzsuchend ein Mensch.

Der junge Künstler kann sich inzwischen über Arbeiten für namhafte Firmen und Fotomagazine freuen. Die Ausstellung ist für ihn quasi ein Heimspiel. Dass die Exposition die Arbeiten eines Niederfrohnaers ins öffentliche Blickfeld rückt, freut Bürgermeister Lothar Philipp (Freie Wähler) besonders. ”André Wagner ist ein Ästhetiker und hat eine philosophische Ader. Beides lässt für die Zukunft noch viel erwarten”, bewunderte auch Philipp die Arbeiten. Zu sehen sind die Bilder bis Ende März.

Freie Presse 28.01.2003 (SO)

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