Textilveredlung vor dem Aus bewahrt

Westfale übernimmt ehemalige Schiesser-Tochter in Niederfrohna – Eine halbe Million Euro soll in Energiesparmaßnah­men investiert werden

Von Katrin Knappe

Niederfrohna. Die Textilveredlung Niederfrohna hat einen neuen Eigentümer: Björn-Olaf Dröge hat die ehemalige Tochterfirma des insolventen Unterwäsche-Herstellers Schiesser übernommen und damit vor der Zerschlagung bewahrt. 55 Mitarbeiter sind in dem Werk beschäftigt. Der Schritt in die Selbstständigkeit fiel dem Textilingenieur aus Detmold, der zuvor in Cottbus und Zittau in der Textilindustrie gearbeitet hat, leicht. „Erfahrene Mitarbeiter, der Kundenstamm und die Ausstattung mit Maschinen sprechen für das Unternehmen“, sagt Dröge. Auch nach der Insolvenz der Mutter Schiesser Anfang dieses Jahres produzierte das Werk weiter.

Im nächsten Jahr peilt der neue Geschäftsführer einen Umsatz von vier Millionen Euro an. In dem Unternehmen werden Strick- und Wirkwaren gebleicht, gefärbt und nachbehandelt, etwa weich gemacht. Die Produktpalette reicht von der Unterhose über Bettwäsche bis hin zum Trainingsanzug. Aber auch technische Textilien wie die Innenverkleidung von Autos werden in Niederfrohna veredelt. Rund 500.000 Euro will Dröge 2010 zunächst in Energiesparmaßnah­men investieren, etwa in die bessere Isolierung von Maschinen. Die Betriebskosten sollen insgesamt um mehr als zehn Prozent sinken.

Die Färbung ist eine heiße Angelegenheit, die je nach Faser bei bis zu 135 Grad Celsius erfolgt. Auch die für das Färben notwendige Druckluft – 100 Grad Celsius heißes Wasser würde bei normalem Druck verdampfen – soll in Zukunft besser, also je nach Bedarf, reguliert werden. Bereits heute werden die Abwässer in der eigenen Kläranlage gereinigt und wiederverwendet.

Möglich wurde die Übernahme des Unternehmens, das Dröge in „Pro4tex“ umbenannt hat, durch die Bürgschaftsbank Sachsen (BBS), die nach eigenen Angaben für rund 80 Prozent der Kredite der Volksbank Chemnitz bürgt. Zudem ist die BBS-Tochter Mittelständische Beteiligungsge­sellschaft Sachsen stiller Teilhaber des Unternehmens. „Die Unternehmerper­sönlichkeit, das Konzept und die Branchenkenntnisse haben den Ausschlag gegeben“, erklärt BBS-Sprecher Peter Krieck in Dresden. Herzstück der 1990 errichteten Produktionshalle sind die rund 30 Färbemaschinen, die den unterschiedlichen Fasern von Baumwolle über Viskose bis hin zu Polyester ihre Farbe geben. Fünf bis 1000 Kilogramm Stoff passen je nach Größe in eine Maschine. Damit die Farbe in die Faser geht, braucht es hohe Temperaturen. Das kann bis zu acht Stunden dauern – gesteuert wird alles vollautomatisch. Die Qualitätskontrolle übernehmen die Mitarbeiter. „Die wissen, was sie tun“, erklärt Dröge.

Freie Presse 18.12.2009