Heimatblatt 12/2009: Mit dem Bürgermeister im Gespräch

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, das Jahr 2009 geht zur Neige, sicher haben Sie schon eine gewisse Bilanz gezogen.

Was ist in diesem Jahr besonders gut für unsere Gemeinde gelaufen?

Bürgermeister Kertzscher: Grundsätzlich war 2009 ein schwieriges und arbeitsaufwändiges Jahr. Die Bürokratie ist nicht einmal in den Anti-Krisen-Programmen zurückgefahren worden, obwohl das vorab laut als Ziel verkündet wurde. Im Gegenteil: der bürokratische Aufwand hat sich für uns im Jahre 2009 drastisch erhöht. Dazu kommen die schlechte allgemeine Wirtschaftslage und allgemein sinkende Steuereinnahmen. Wir wollen froh sein, wenn der Gemeinderat am 17.12. den Haushaltsplan zum 3. Mal behandelt und zur Beschlussreife bringt.

Aber es gibt doch sicher Dinge, die gut gelaufen sind?

Bürgermeister Kertzscher: Ja, aber meist auch nur mit anfänglichen Schwierigkeiten. So gelang es uns erst nach mehrfachem Ausfüllen der umfangreichen Unterlagen und hartnäckigen Interventionen am Konjunkturprogramm II partizipieren zu dürfen. Das Schicksal meinte es dann aber sehr gut mit uns, wir bekamen alle drei eingereichten Projekte genehmigt.

Besonders freue ich mich, dass die Sanierung der Schulturnhalle mit dabei ist. Wir hätten in den nächsten Jahren hier allein eine große Summe investieren müssen, um den Mindestanforde­rungen des Schulbetriebes weiter genügen zu können, und um damit auch die Existenz unserer Schule zu sichern. Es handelt sich bei der Schulturnhalle, wie auch bei der Turnhalle Jahnburg, zum großen Teil auch um eine energetische Sanierung. Es werden auch Fußbodenheizungen eingebaut.

Eine Maßnahme betrifft auch die Grundsanierung der ehemaligen Industriebrache Paul Kupfer an der Limbacher Straße. Es haben sich mittlerweile vier Gewerbetreibende dort eingemietet und brauchen Lagerräume. Die Niederfrohnaer Textilveredlung will auch weiter Lagerräume nutzen. Deshalb geht es hier darum, die Wasser- und Stromversorgung zu erneuern, die Toiletten zu modernisieren, die Fenster zu erneuern und moderne Heizungen einzubauen. Trotz der Fördermittel können wir immer nur Schritt für Schritt vorgehen, denn allein den Eigenanteil von 20?% aufzubringen, bedarf in unserer Zeit einiger Anstrengung.

Erfreut bin ich, dass unsere Gemeinde im Handwerkerpark am Steinbruch für die als Mieter ausgeschiedene Firma Irmscher einen Nachnutzer aus unserer Gemeinde gefunden hat, und dass ein gemeindenaher Containerdienst das Geschäft der Firma Irmscher übernommen hat.

Unsere Gemeinde ist als Gesellschafter an der HOT-ABS beteiligt, wie andere Kommunen auch. Dort gibt es eine gute Entwicklung.

Wurde in Niederfrohna auch Bausubstanz abgerissen?

Bürgermeister Kertzscher: Ja, über ein kurzfristiges Förderprogramm konnten wir unseren alten Bauhof abreißen. Ebenso wurde das leer stehende Wirtschaftsgebäude (Untere Hauptstraße 23, ehemals Fa. Trikotex, vormals Fa. Höhnisch) abgerissen. Das war wichtig, weil die Gebäude Unfallgefahren darstellten und weiter Kosten verursachten. Das trift auch auf das ehemalige Kinogebäude zu.

Was wurde neu gebaut?

Bürgermeister Kertzscher: In Nacharbeit zum Abriss des ehemaligen Kindergartens haben wir dem DRK-Ortsverein Räume zur Verfügung gestellt und eine Stützmauer mit Dränagesystem zur Hangabsicherung gebaut.

Was tut sich in der Kläranlage?

Bürgermeister Kertzscher: Hier wird momentan am Einsatz des neuen Stirling-Motors gearbeitet, der die Klärgasverstromung ab dem nächsten Jahr übernehmen soll. In der Anlage wird die alternative Energiegewinnung weiter ausgebaut, um die Betriebskosten weiter zu senken, und um zukunftsweisende Pilotprojekte für die Allgemeinheit zu installieren.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich anfügen, dass die Abweisung der Klage des RZV gegen den ZVF und seine Mitglieder, also auch gegen unsere Gemeinde, am 25.11.09 durch das Verwaltungsgericht Chemnitz eine wichtige Etappe hin zur Rechtssicherheit ist. Das Urteil bedeutet gleichzeitig eine Entlastung unserer angespannten Haushaltslage.

Nachdem der Stadtrat von Limbach-Oberfrohna am 07.12.09 einen Beschluss zur Absicht des Austrittes aus dem RZV und zur Übernahme der gemeindlichen Aufgabe der Versorgung mit Trinkwasser fasste, werde ich unserem Gemeinderat ebenfalls einen solchen Beschlussvorschlag unterbreiten. Wasserversorgung und Abwasserentsorgung gehören von Natur aus zusammen. Wir wollen wieder zusammenführen, was zusammen gehört. Das ist im Interesse unserer Einwohnerschaft. Abgesehen davon hat die jahrelange Auseinandersetzung zu einem zerrütteten Verhältnis geführt.

Was ist für 2010 an Baumaßnahmen absehbar?

Bürgermeister Kertzscher: Wir haben die entsprechenden Mittel für den Fuß- und Radwegbau entlang der Unteren Hauptstraße in den Haushaltsplan eingestellt. Nun hoffen wir, dass auch der Landkreis mitzieht und die Kreisstraße in der Ortslage endlich ausbaut.

Über das ILEK-Programm ist es uns gelungen, den Ausbau des Gebäudes Obere Hauptstraße 18 zum Mehrzweckgebäude mit Nutzung durch mehrere Generationen (Kinderkrippe, Kindergarten und Vereine) mit Fördermitteln genehmigt zu bekommen. Damit wird unser Ortszentrum weiter vervollkommnet.

Mit den Bürgermeistern der Nachbargemeinden, mit den Landratsämtern Zwickau und Mittelsachsen und mit der Landesdirektion Chemnitz gab es in diesem Jahr mehrere fruchtbare Gespräche zum Radwegausbau in der Region. Im kommenden Jahr sollen die ersten praktischen Schritte erfolgen.

Was ist nicht so gut gelaufen?

Bürgermeister Kertzscher: An erster Stelle ist der ausgebliebene Ausbau der Kreisstraße im unteren Ortsteil zu nennen. Aber wir sind für 2010 optimistisch. Es hat sich auch eine Bürgerinitiative gegründet, um auf den schlechten Zustand der Straße aufmerksam zu machen und einen Ausbau durchzusetzen. Bekanntlich soll die Kreisstraße nach dem Bau einer Ortsumgehung als Gemeindestraße zurückgestuft werden. Der Gemeinderat und ich haben aber im Zuge des Planfeststellun­gsverfahrens zum Autobahnbau schriftlich die Forderung eingebracht, dass unsere Gemeinde nur eine intakte und keine heruntergewir­tschaftete Straße übernehmen kann.

Das IWL-Projekt (Integrationswerk Chemnitzer Land) in unserer Gemeinde, das Wohnhaus Limbacher Straße 29, ist wieder zu 80% ausgelastet. Wir sind an der IWL als Gesellschafter beteiligt und arbeiten an der vollständigen Vermietung des Hauses. Wir haben mit den beiden Gesellschaftern und dem Geschäftsführer der IWL ein Konzept erstellt, um die Arbeit der Gesellschaft zu stabilisieren und zu verbessern. Natürlich ist die IWL immer vom Arbeitsmarkt und den Möglichkeiten der Arbeitsämter abhängig. Aber wir denken auch über weitere Geschäftsfelder für die IWL nach.

Aufgrund der angespannten Haushaltslage haben wir uns entschlossen, die Realisierung des Projektes eines Frohnbach-Regen-Hochwaser-Rückhaltebeckens, auf den Wiesen in Richtung Oberfrohna, auf die Jahre 2010/2011 zu verteilen. Diese Lösung haben wir in Absprache mit dem planenden Ingenieurbüro INFRAPLAN gefunden.

Aber gestatten Sie mir bitte auch einmal etwas anzufügen.

Selbstverständlich.

Bürgermeister Kertzscher: Am Ende dieses Jahres möchte ich mich bei allen aktiven Bürgern von Niederfrohna bedanken, die durch ihr Engagement unsere Gemeinde, ob in einem der vielen Vereine oder nicht, Tag für Tag mit geduldiger Hartnäckigkeit lebensfähig gestalten, und immer wieder gegen auftretende Probleme ankämpfen.

Besonderer Dank gilt auch den Unternehmen und Privatpersonen, die durch ihre Annoncen die Existenz unseres Heimatblattes jeden Monat sichern.

Vielen Dank auch den Mitarbeiterinnen des Kindergartens, der Kinderkrippe und der Schule für ihre gute Arbeit mit unserem Nachwuchs.

Ebenso dankbar bin ich den Kamemraden der FFW für ihre Einsatzssbere­itschaft und ihr Können. Unter der Führung von Wehrleiter Harald Ring wurde auch die Nachwuchsarbeit intensiviert, um die mittelfristige Existenz der Wehr zu sichern.

Nicht zuletzt danke ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Gemeindeamtes und des Bauhofes, die unter allen Bedingungen eine hohe Einsatzbereitschaft und kontinuierliche Arbeit zeigten.

Schließlich möchte ich dem Gemeinderat Dank sagen, der nach der Neuwahl in diesem abgelaufenen Jahr schnell zur konstruktiven Sacharbeit übergegangen ist, so wie wir es seit 1990 in Niederfrohna gewohnt sind: ohne Parteiengezänk.

Was wünschen Sie sich für 2010?

Bürgermeister Kertzscher: Ich wünsche mir, dass der gelungene Start des Festkomitees zur Feier des 775. Jahrestages der urkundlichen Ersterwähnung unserer Gemeinde im Jahr 2010 fortgesetzt wird. Ich war überrascht, wie viele Bürger sich bereit erklärten in den Ausschüssen mitzuarbeiten. Gleichzeitig hoffe ich, dass alle Vereine und Gewerbetreibende an Vorbereitung und Durchführung des Jubiläums mitwirken.

Abschließend möchte ich aber allen Einwohnern von Niederfrohna ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr 2010 wünschen.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, vielen Dank für das Gespräch.

(08.12.09-ae)