Prof. Sterzel bewahrte die Versteinerten
Vor 170 Jahren wurde der Wissenschaftler geboren
VON WOLFGANG BAUSCH Freie Presse 08.04.2011
Chemnitz besitzt ein einzigartiges Zeugnis erdgeschichtlicher Entwicklung: den weltberühmten steinernen Wald, ausgestellt im Tietz. Ihn in seiner Entstehung erforscht und für die Nachwelt bewahrt zu haben, ist das Verdienst von Johann Traugott Sterzel.

Am 4. April 1841 als Sohn von Auswanderern im US-Staat Missouri geboren, kehrte er bald mit den Eltern in die Heimat zurück. Dank seiner außerordentlichen Begabung konnte er bereits ab 14 Jahren das Fürstlich-Schönburgische Lehrerseminar in Waldenburg besuchen. Daran schloss sich ab 1863 eine 44 Jahre währende Lehrtätigkeit, vorrangig in naturwissenschaftlichen Fächern, an.
1864 wurde Sterzel Mitglied der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Chemnitz. Als Paläobotaniker kam er den Geheimnissen der Versteinerungen in Chemnitz auf die Spur, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei Schachtarbeiten infolge einer regen Bautätigkeit zu Tage gekommen waren. Es handelte sich um den erhalten gebliebenen Rest einer etwa 80 Pflanzenarten umfassenden Floragemeinschaft mit einem Alter von bis zu 290 Millionen Jahren. Sterzel sorgte für die Sicherung und Bewahrung dieser versteinerten Hölzer.
Dem verdienstvollen Naturwissenschaftler wurde 1901 von der Sächsischen Geologischen Landesanstalt der Professorentitel verliehen. Er trat 1909 als erster Direktor an die Spitze der Chemnitzer Naturwissenschaftlichen Sammlung und entwickelte die mineralogisch-geologische Abteilung zu einem international anerkannten Museum.
Das Leben des geschätzten Pädagogen, verdienstvollen Naturwissenschaftlers und Museologen endete am 15. Mai 1914 in Chemnitz.