Das neue Herz von Niederfrohna

Von Christian Mathea Freie Presse am 02.05.2011

Im Mehrzweckhaus werden künftig mehrere Generationen musizieren, basteln und spielen

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Kinder der Kita Pfiffikus haben zur Eröffnung des Mehrgeneration­shauses ein Programm aufgeführt. Im Erdgeschosses des Gebäudes erhält der Kindergarten neue Räume. (Foto: Andreas Truxa) Niederfrohna. Sebastian Franz lebt auf dem Land. Anders als viele seiner Altersgenossen hält der 21-Jährige nichts vom Leben in der Großstadt, ein Umzug nach Dresden, Leipzig oder Chemnitz kommt für den Textilmaschinen­führer nicht infrage. Stolz besichtige Franz am Montag mit vielen jungen und alten Niederfrohnaern das neue Mehrzweckhaus an der Oberen Hauptstraße 18, gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Kertzscher (Freie Wähler) und wichtiger Politprominenz aus der Landeshauptstadt.

Zur Eröffnung des Mehrzweckhauses hat Umweltminister Frank Kupfer der 2500-Einwohner-Gemeinde einen Besuch abgestattet. Der CDU-Politiker wollte sich ein Bild davon machen, wohin die Fördermittel des ländlichen Entwicklungspro­gramms fließen, von denen in Niederfrohna neben dem Mehrzweckhaus auch die Kirche, der Platz gegenüber dem Rathaus und ein Gewerbetreibender profitiert.

„Die Fördermittel gibt es, um den ländlichen Raum attraktiv zu gestalten“, sagte Kupfer. Und dafür sei das Mehrzweckhaus ein gutes Beispiel, lobt der Umweltminister. „Das Haus bietet Möglichkeiten für Kinder und Vereine. Es kann junge Leute an den ländlichen Raum binden“, so der Minister.

Das Geld fließt also quasi, damit Menschen wie Sebastian Franz weiterhin gern auf dem Land leben. Und junge Leute scheint es genügend in Niederfrohna zu geben. Auch die 31-jährige Bianca Hentschel ist zur Eröffnung des Hauses, in dem vor der Sanierung Wohnungen, Friseur, eine Post und ganz früher einmal eine Textilfabrik gewesen sind, gekommen. Sie sei wegen ihres Freundes aufs Land gezogen, sagte sie, wolle es aber nicht mehr missen – wegen der Natur und der Ruhe. Auch für die Nachwuchsplanung sei Niederfrohna mit seinem Kindergarten ideal.

Und der darf sich jetzt im Erdgeschoss des neuen grünen Prachtbaus ausbreiten. Das Stammgebäude von gegenüber „platzt schon aus allen Nähten“, sagte Bürgermeister Kertzscher zur Eröffnung. Das kann Kitaleiterin Maria Feist bestätigen. „Seitdem ich vor zweieinhalb Jahren hier angefangen habe, ist die Kinderanzahl stetig gestiegen“, sagt sie. Insgesamt hätten sie und ihre Kolleginnen 147 Kinder zu betreuen. Die neuen Räume werde sie nutzen, um die Anforderungen des sächsischen Bildungsplanes umzusetzen. „Der Bildungsplan sieht vor, die Kinder zu fördern, mit ihnen zu forschen.“ In den zwei zusätzlichen Räumen könnten die kleinen Wissenschaftler und Künstler über mehrere Tage an Projekten arbeiten.

Während die Kita-Knirpse unten forschen, werden oben in Zukunft die Männer ihre Stimmbänder für ihre Auftritte trainieren. 24 Männer zählt der Chor laut Vereinsvorsitzendem Gunter Schubert derzeit. In die neuen Räume will er so schnell wie möglich einziehen. „Akustisch hat sich vieles verbessert durch den Holzfußboden. Außerdem ist der Nebenraum ideal, um nach den Singstunden noch organisatorische Dinge zu klären“, so Schubert.

Vielleicht gefällt den Kleinen künftig das Brummen von oben, und einer der Jungs entscheidet sich später einmal, zum Männerchor dazuzustoßen. Gunter Schubert käme das nicht ungelegen. „Wir haben schon ein hohen Altersdurchschnitt, einige sind schon über 70 Jahre, aber noch gut dabei“.

Aber Männerchor und Kindergarten sind noch längst nicht alles, was künftig die neuen Räume im Mehrzweckhaus mit Leben erfüllen soll. So will Petra Hammer vom Heimatverein in Zukunft Töpfer und Zeichenkurse anbieten, die Bibliothek soll auch in einem der Räume unterkommen und unterm Dach plant der Faschingsverein ein Lager für seine Kostüme.