Ein ganzes Dorf auf den Beinen

Mit einem Festumzug hat die 775-Jahr-Feier in Niederfrohna ihren Höhepunkt erlebt

Freie Presse vom 20.06.2011 ( Von Steffi Hofmann )

Niederfrohna. Den Startschuss für den Festumzug musste auch irgendwer im Himmel gehört haben: Punkt 14 Uhr begann es am Sonntag in Niederfrohna für eine Viertelstunde heftig zu regnen. Doch das konnte das Großprojekt nicht zu Fall bringen. Aufatmen bei den rund 500 Teilnehmern, den zahlreichen Zuschauern am Straßenrand und den Organisatoren.

default alt. text Foto: Andreas Truxa

775 Jahre Ortsgeschichte quer durchs Dorf: Mehrere hundert Teilnehmer gestalteten am Sonntag den Festumzug in Niederfrohna. Eines der 19 Bilder widmete sich den Auswanderern nach Amerika im 19. Jahrhundert. „Bei einem Ort mit etwa 2500 Einwohnern ist es nicht unbedingt selbstverständlich, dass sich ein Fünftel von ihnen am Festumzug beteiligt“, freute sich Stefan Frünke. Er hatte für das Spektakel das Zepter in der Hand. Etwa anderthalb Jahre Vorbereitung liegen hinter ihm und seinen Mitstreitern.

Überwältigende Resonanz

„Zuerst glaubte ich, einen Festumzug zu organisieren, ist nichts anderes als eine Gartenparty vorzubereiten: Man braucht einen Anlass, muss wissen, wer alles kommt und wo man sich trifft. Man überlegt sich, was man so alles machen will und bedenkt natürlich, wie man am Ende alle wieder loswird“, scherzte Frünke im Nachhinein. Erst nach und nach sei ihm der Unterschied deutlich geworden. Denn die wenigsten Leute feiern Gartenpartys mit mehreren Hundert Gästen, Pferden, Kühen, Wagen, Traktoren, Sattelschleppern, Mähdreschern und Feuerwehrautos.

Die Historie der Gemeinde in lebendige Bilder zu packen, war Aufgabe einer Arbeitsgruppe von etwa 20 Mitstreitern, die einmal im Monat zusammenkam. Aus der Ortschronik wurden historische Momente ausgewählt, die sowohl geschichtlich bedeutend als auch bildhaft darstellbar waren. Wie beispielsweise die Mühlengeschichte oder die ersten Gemeinderäte, erläutert Frünke. „So entstand nach und nach das Konzept für die Planung.“

Parallel waren die Niederfrohnaer Vereine und Gewerbetreibenden aufgerufen worden, sich am Festumzug zu beteiligen. „Die Resonanz war so groß, dass wir nach dem historischen Teil des Umzuges schließlich zusätzlich einen separaten Block für die Vereine und einen Gewerbeblock planten“, schildert der Gemeinderat und Vorsitzende des Arbeitskreises Handwerk.

Nachdem der Ablauf der insgesamt 19 historischen Bilder festgelegt war, begann die praktische Arbeit: Es mussten Kostüme beschafft, Requisiten sowie Mühlen- und Kirchenmodelle gebaut werden. Eine besondere Herausforderung war die Zugaufstellung: Da der Zug halb so lang war wie der Ort selbst, wurden vor Beginn mehrere Gruppen gebildet, sodass der Festumzug sich erst beim Start über seine volle Länge erstreckte. Dazu waren acht über Funk verbundene und mit Flaggen ausgerüstete Einweiser vor Ort.

„Während des Marsches bestand die Herausforderung darin, ein Stocken des Zuges zu verhindern – schließlich sollte sich ein einheitliches und geschlossenes Bild ergeben“, erzählte Manuela Hofmann, eine Mitwirkende des Zuges. Bis auf kleinere Lücken sollte dies auch glücken.

Vom Zusammenhalt beeindruckt

„Es waren 18 Monate harte Vorbereitungsar­beiten, ich glaube aber, es hat sich gelohnt“, resümierte Stefan Frünke. Er gehe davon aus, dass dieser Festumzug die Dorfgemeinschaft nicht nur für die zwei Stunden am Sonntagnachmittag zusammengeführt hat, sondern auch in die Zukunft nachwirken wird. „Das Gefühl, in einem Ort zu leben, in dem Zusammenhalt nicht nur ein Wort, sondern Realität ist, erfüllt uns mit großer Freude.“