Freie Presse:Der Heimatgeschichte und den eigenen Wurzeln nachspüren

Die Freie Presse schreibt:

Ohne Ehrenamt würde es vieles in Kultur, Sport und Gesellschaft nicht geben. „Freie Presse“ zeigt, was Menschen leisten und was sie antreibt. Heute: Gabriele Liebert erforscht die Historie von Niederfrohna.

Niederfrohna. Zehn Vereine haben Gabriele Liebert in Niederfrohna zur Auswahl gestanden, als sie und ihr Mann 1995 von Chemnitz ins neue Eigenheim in die Umlandgemeinde gezogen sind. Der 1994 gegründete Heimatverein passte dann schließlich am besten zu den Ambitionen des Ehepaares. „Wir wollen mitmachen, aktiv sein und Kontakt zu unseren Mitmenschen haben“, sagte die 64-Jährige.

Der Heimatverein sei zu diesem Zeitpunkt einer der jüngsten Vereine im Ort gewesen und habe ein abwechslungsreiches Programm mit Ausstellungen, Wanderungen und Geselligkeiten geboten. Sie und ihr Mann wären als neue Mitglieder freundlich aufgenommen worden, so Liebert. „Mich hat von Anfang an besonders beeindruckt, wie der Verein die ländlich geprägten Traditionen der Gemeinde pflegt und bewahrt“, sagt Gabriele Liebert.

Bereits kurze Zeit nach ihrem Beitritt hat sie begonnen, bei der Ausgestaltung von Veranstaltungen und Präsentationen zu helfen. Seit zwei Jahren gilt die ehemals in der Landesdirektion in Chemnitz beschäftigte Regierungsamtsrätin als eine Art Cheforganisatorin im Verein, der zurzeit 35 Mitglieder zählt.

„Ich bin im Vorruhestand und habe mehr Zeit als früher für ehrenamtliches Engagement“, sagte Liebert. Zudem mache es Freude, Veranstaltungen auf die Beine zu stellen, die zu den Höhepunkten im Gemeindeleben zählen. Vereinschef Andreas Eichler ist über die Entlastung froh: „Gabriele Liebert ist zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt worden, weil sie ihre Aufgaben mit viel Hingabe erledigt und Schwung ins Vereinsleben bringt.“ Drei Frauen arbeiten laut Eichler derzeit im Vorstand mit und leisten in ihren Funktionen Erstaunliches.

Gabriele Liebert gehört zu den Initiatoren von gemeinsamen Projekten mit der Kindertagesstätte im Ort. „Wir haben mit Märchennachmittagen begonnen und spinnen nun den Faden weiter“, so Liebert.

Die erste urkundliche Erwähnung von Frohna, die am 19. Oktober 1236 verzeichnet ist, sei alljährlicher Grund für eine Veranstaltung mit Kindern, Eltern und Großeltern, bei der ein Baum gepflanzt, ein Programm aufgeführt und gemeinsam gefeiert werde. Dabei erfahren die Teilnehmer auch Interessantes aus der Arbeit des Heimatfreunde.

„Es gibt immer spannende Themen“, sagte Liebert. Oft würden sich bei Recherchen auch überraschende Fakten finden. So habe es beispielsweise eine Ausstellung des Heimatvereins über den berühmtesten Sohn der Gemeinde, Johann Traugott Sterzel (1841 bis 1914), gegeben. Zu den historischen Daten gehörte, dass der bekannte Naturwissenschaf­tler und erste Direktor des Chemnitzer König-Albert-Museums in Amerika geboren wurde. Seine Eltern waren 1838 mit etwa 50 weiteren Niederfrohnaern nach Amerika ausgewandert. Kurz nach Sterzels Geburt kehrte die Familie jedoch wieder in die Heimat zurück.

Diese Ausstellung regte die in Brasilien lebende Nachfahrin einer anderen Auswandererfamilie an, den Kontakt zur Gemeinde zu suchen. Wenig später übergab sie dem Verein den erhalten gebliebenen Briefwechsel ihrer Niederfrohnaer Vorfahren mit den drei nach Amerika ausgewanderten Kindern. „Wir haben diese Dokumente wissenschaftlich ausgewertet und viel Neues erfahren“, erklärte Liebert. Einiges sei überraschend gewesen. Etwa verschiedene Schilderungen, in denen die Auswanderer vom schweren Anfang in Amerika sowie von der Fremdenfeindlichke­it in der neuen Heimat berichteten.

Es gab weitere Ausstellungen und Veranstaltungen, die von Einheimischen und internationalen Gästen besucht wurden. „Vieles hat die Gemeinde ermöglicht, indem sie uns beispielsweise Räume und Technik kostenlos zur Verfügung gestellt hat“, sagte Liebert.

Durch die Nachforschungen zur Geschichte der Auswanderer habe der Verein weitere Kontakte nach Amerika und Kanada geknüpft. Einige Nachkommen der Auswanderer haben seither Niederfrohna besucht. Oft seien sie dabei von Mitgliedern des Vereins bei Rundgängen durch den Ort begleitet worden.

Der bisherige Höhepunkt sei der Besuch des Universitäts-Chores aus der kanadischen Stadt Edmonton gewesen, der im Juni in der Niederfrohnaer Kirche aufgetreten ist. „Rund 300 Besucher haben unsere erste internationale Veranstaltung besucht. Es war wirklich fantastisch“, so Liebert.

erschienen am 28.09.2013 ( Von Rita Türpe )